Geheimtipp? Bücher abseits der Pfade? Unbekannte LiteraTouren?
Ich weiß nicht…

Liebe Leser!

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In dieser Sommer-Ausgabe der fechila-INFOs mögen einige sehr bewährte Exemplare aus dem Unterhaltungslektüre-Bestand des Lesezentrums herausgegriffen werden.

Als ich gleich nach dem Erscheinen von „Ein Mann namens Ove“ (Juli 2015) das Buch für das Lesezentrum ankaufte, war Fredrik Backman’s Roman noch ein Geheimtipp im deutschsprachigen Raum. Dem ist nicht mehr so. „Ove“ wurde bald zum Bestseller, seine Verfilmung konnte man kürzlich in unseren Kinos sehen (als Hauptdarsteller der grandiose Rolf Lassgard), und ist – auch am ständigen Entlehntsein im Lesezentrum bemerkbar – zu einem Longseller geworden. Auch die zwei folgenden Bände des schwedischen Autors erfreuen sich großer Beliebtheit quer durch alle Leserschichten, und sie haben nicht nur wegen der Gestaltung der Buchcover, sondern auch wegen der Plots hohen Wiedererkennungswert. Backman’s Protagonisten sind allesamt Menschen, die man durchaus als verschroben bezeichnen kann. Hierzulande würde man sie mit „etwas eigen“ definieren. Dieser Eigenartigkeit widmet sich der Autor mit großer Empathie, und er ruft durch seine humorvolle Schreibweise und durch seine erheiternde und (be-)rührende Begegnung mit dieser nicht immer auf Anhieb geliebten Spezies liebevolles Verständnis hervor. Fredrik Backman’s Romane sind pageturner par excellence.

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Ebenfalls hohen Wiedererkennungswert haben die Bände der Krimireihe von Rita Falk, und ihr Polizisten-“Held“ Eberhofer ist längst schon ein Markenzeichen einer mitunter eigentümlichen Art der bayerischen Verbrechensbekämpfung. Die Buchtitel lassen (zu Recht) vermuten, dass es bei der kriminalistischen Aufklärung alles andere als todernst zugeht: Winterkartoffelknödel, Dampfnudelblues, Schweinskopf al dente, Grießnockerlaffäre, Sauerkrautkoma, Zwetschgendatschikomplott und (der zuletzt erschienene Band) Leberkäsjunkie. „Schweinskopf al dente“ ist mittlerweile der dritte Krimi, der verfilmt wurde und ab 11. August in den Kinos zu sehen ist (mit dem genialen Passauer Kabarettisten Sigi Zimmerschied in einer Nebenrolle).
Viele Leser freuen sich schon, wenn Rita Falk’s nächster Provinz-Krimi im Nov.2016 erscheint: „Weißwurst-connection“.

[ UNTERBRECHUNG ] Schluss mit Lustig…
Gerade eben, während des Schreibens an dieser unterhaltsamen August-INFO (15.07., frühmorgens) erreicht mich die Nachricht vom Terror-Anschlag in Nizza. Ein offensichtlich von der IS-Ideologie radikalisierter Mann rast mit dem LKW auf der Flaniermeile der Küstenstadt und tötet dabei dutzende Menschen, die den französischen Nationalfeiertag ausklingen lassen wollten. Es ist erschütternd.

Andere Buchempfehlungen drängen sich auf – z.B. aus dem Bereich „GW – Wirtschaft und Politik“: „Inside IS – 10 Tage im Islamischen Staat“ von Jürgen Todenhöfer, „Wer den Wind sät – Was westliche Politik im Orient anrichtet“ von Michael Lüders.

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august16_14 Antoine Leiris hat mit seinem „offenen Brief“, den er nach der Ermordung seiner Frau (13.11.2015, Paris) an die Terroristen verfasst hat, weltweites Aufsehen erregt. „Meinen Hass bekommt ihr nicht: Freitag Abend habt ihr das Leben eines außerordentlichen Wesens geraubt, das der Liebe meines Lebens, der Mutter meines Sohnes, aber meines Hass bekommt ihr nicht.“
Mit dem Theaterstück „Terror“ ist Ferdinand von Schirach wieder einmal ein Bravourstück gelungen. „Ein Terrorist kapert eine Passagiermaschine und zwingt die
Piloten Kurs auf ein voll besetztes Fußballstadion zu nehmen. Gegen den Befehl seiner Vorgesetzten schießt ein Kampfpilot der Luftwaffe das Flugzeug in letzter Minute ab. Alle Passagiere sterben. Der Pilot muss sich vor Gericht für sein Handeln verantworten. Seine Richter sind die Theaterbesucher, sie müssen über Schuld und Unschuld urteilen. Es stellt sich die Frage, wie wir in Zukunft leben wollen. Werden wir uns für die Freiheit oder für die Sicherheit entscheiden? Wollen wir, dass die Würde des Menschen trotz der Terroranschläge noch gilt?“
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Mit dem Theaterstück „Terror“ ist Ferdinand von Schirach wieder einmal ein Bravourstück gelungen. „Ein Terrorist kapert eine Passagiermaschine und zwingt die
Piloten Kurs auf ein voll besetztes Fußballstadion zu nehmen. Gegen den Befehl seiner Vorgesetzten schießt ein Kampfpilot der Luftwaffe das Flugzeug in letzter Minute ab. Alle Passagiere sterben. Der Pilot muss sich vor Gericht für sein Handeln verantworten. Seine Richter sind die Theaterbesucher, sie müssen über Schuld und Unschuld urteilen. Es stellt sich die Frage, wie wir in Zukunft leben wollen. Werden wir uns für die Freiheit oder für die Sicherheit entscheiden? Wollen wir, dass die Würde des Menschen trotz der Terroranschläge noch gilt?“

Ferdinand von Schirach ist erfolgreicher Rechtsanwalt und begnadeter Schriftsteller. Klare Gedanken, präzise Sätze, exquisite Literatur. Jedes seiner Bücher ist klar zu empfehlen: „Schuld“, „Der Fall Collini“, „Tabu“. Als Hörbuch gibt es im fechila „Verbrechen“.

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Da fällt mir ein, dass Ferdinand von Schirach über das kürzlich erschienene biografische Werk „Panikherz“, in dem des um den Rockstar-Taumel, das Rockstar-Leben, schließlich um den Rockstar-Absturz des Benjamin von Stuckrad-Barre geht, folgende Gedanken verfasst hat:

august16_20„Ein Buch über die Freundschaft, über Helden, Schmerz und Rettung und über all die
anderen Dinge, die uns ausmachen. Ich habe lange nichts gelesen, was mich so berührt hat. Es ist klug, schnell, poetisch, komisch und vor allem ist es wahr. Stuckrad-Barre ist einer der begabtesten Schriftsteller seiner Generation, und endlich hat er das Buch geschrieben, das er schreiben musste.“

Ich selber habe das Buch bis dato noch nicht gelesen, doch ich vertraue dem Schirach-Urteil. Gut, so bin ich nun durch Ferdinand von… und Benjamin von… von Terror-Büchern weg- und zur Urlaubslektüre zurückgekommen.

 

Einen schönen Lese-Sommer wünscht Robert Templ