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Liebe Leserinnen und Leser dieser fechila-INFO!

Den Krawattensammlern sei es gesagt: BLUMEN ALLEN MÜTTERN!

So hat es auch die US-Amerikanerin Anna Marie Jarvis demonstrativ praktiziert, als sie im Jahre 1907 eine Andacht für alle Mütter veranstaltete und 500 weiße Nelken zum Ausdruck ihrer Liebe zu ihrer verstorbenen Mutter vor der örtlichen Kirche an andere Mütter austeilen ließ.
Nach dieser Feier widmete sie sich hauptberuflich dem Ziel, einen Muttertag als nationalen Feiertag zu schaffen. 1914 waren ihre intensiven Bemühungen (damals noch ohne breite Unterstützung der Floristen) von Erfolg gekrönt.

Von dieser Geschichte weiß man mehr oder weniger. Völlig unbekannt war mir aber der zunehmende Zweifel der Methodistin Anna Marie Jarvis. In Wikipedia steht ein Satz, der mich überrascht hat: „Mit steigender Verbreitung und Kommerzialisierung des Muttertages wandte sich die Begründerin des Feiertages von der Bewegung ab, bereute, diesen ins Leben gerufen zu haben und kämpfte erfolglos für die Abschaffung des Feiertages.“

Da wird auch die Gärtner-Innung etwas mitzureden gehabt haben. (Allein in Deutschland beträgt der Umsatz für Muttertag-Schnittblumen 130 Millionen Euro.) Mit hoher Wahrscheinlichkeit haben auch die Gesichtscreme-Fabrikanten die Stirn gerunzelt, die Fußpflege-Vertretungen sich auf die Beine gestellt, die Erzeuger von Hendlscheren und elektrischen Küchenmessern gedroht, ihre Geräte zweckentfremdet zum Einsatz zu bringen, die Schrauben-Hersteller auf ihre Transparente gepinselt: „Man kanns drehen, wie man mag:

Nur mit Muttern ist’s ein Feiertag!“

Hier kommt aber einmal der Punkt, da gefragt werden darf (wegen Quote und so):
Warum wird der Vater- nicht gleich intensiv zelebriert wie der Muttertag? Nur weil der Satz „Vater tut sich gerne schrauben, Mutter nicht.“ für einen Bruchteil der männlichen Bevölkerung zutreffen mag? (Tatsächlich im Promille-Bereich!)

Vatertag: SO 14.06.2015

mai15_2Freilich, ich weiß, dass viele Väter einen groß aufgezogenen Feiertag um ihretwillen gar nicht mögen. Soll nun der Staat Österreich den Vatertag aus dem Kalender streichen? Warum eigentlich nicht?! Es wird keinen der Väter davon abhalten, am 14.06.2015 trotzdem (und vielfach zu Recht) kräftig anzustoßen und sich ordentlich zuzuprosten. Wichtig wäre den gefeierten und befeuerten Männern allerdings, wenn der Tag danach zum nationalen, also arbeitsfreien Feiertag erklärt wird: Anstatt sonntäglichem Vatertag der MO 15.06.2015 quasi als offizieller Katertag.

Noch etwas wäre wichtig: Das hier (rechts) abgebildete Regal muss am Vatertag nicht unbedingt weiter aufgefüllt werden. Bücher (im Regal) sehen ähnlich aus, schnüren einem aber nicht den Hals zu. „Lesen weitet vielmehr die Seele“. (Voltaire)

Beseeltes für den Vatertag finden Sie nun hier im Anschluss.

 

„Umweg nach Hause“ von Jonathan Evison

mai15_3Je länger man die sympathischen „Helden“ dieses Romans auf ihrer Reise begleitet, desto mehr spürt man, wie ihr falsches Vaterbild zerbricht, und dass sie letztlich alle nur aufgebrochen sind, um ihre Väter zu suchen. Große Empfehlung!mai15_4

Ben hat einen schrecklichen Schicksalsschlag hinter sich und besitzt keinen Penny mehr, als er die Pflege von Trev übernimmt, der unheilbar krank ist. Sein Vater Bob, ein hoffnungsloser Tollpatsch, sucht gleich nach der Diagnose das Weite, was ihm in der Familie natürlich keiner verzeiht. Doch Ben fühlt mit dem verstoßenen und reuigen Vater und überzeugt Trev, im Auto von Washington State nach Salt Lake City zu fahren, um ihn zu besuchen. Auf dem Weg nehmen sie die Anhalterin Dot mit und kommen an den verrücktesten Sehenswürdigkeiten vorbei. Sie gabeln eine Reifen-wechselnde Schwangere auf, werden von einem Auto verfolgt, in dem ganz jemand anderer sitzt als vermutet, und lernen schließlich, dass man sich irgendwann seinen Problemen stellen muss.
Ein bewegender Roman voller Situationskomik, der glücklich macht. (Februar 2015, 384 S.)

 

„Die Stille vor dem Biss“ von Max Scharnigg

Dass dem Lesezentrum fechila ein Buch über die rätselhafte Passion Angeln ins Netz gegangen ist, mag schwer erstaunen, lässt sich aber leicht erklären:

  • fechila-LOGO (siehe fechila-INFO v. Dez. 2011, Febr. 2012!)
  • Max Scharnigg hat diesen schlichtweg wundersamen Roman „Vorläufige Chronik des Himmels über Pildau“ geschrieben.
  • Das „Anglerbuch“ ist auch für Menschen, die nicht diese „rätselhafte Passion“ haben, unterhaltsam zu lesen.
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  • Die Widmung in diesem Buch hat mich berührt: „Für meinen vier Meter großen Papa“

mai15_7„Eigentlich will ich immer angeln gehen.“ – Persönliche Geschichten einer Leidenschaft, die viel mehr ist als nur die Jagd nach einem Fisch. Sie ist Meditation und Abenteuer, Philosophie und Handwerk, Sucht und Suche. Max Scharnigg analysiert seine Hingabe an die Angelrute und die komischen Situationen, in die sie ihn und seinen Vater gebracht hat. Er schreibt von der Unergründlichkeit des großen Sees und der Gründlichkeit der Schleie, er schleicht durch das Schilf, bereist einsame Inseln, bindet Fliegen und wartet vor allem darauf, dass sich irgendwas an seiner Angel rührt. – Oder geht es darum eigentlich gar nicht?  (März 2015, 256 S.)

 

Das sind Bücher für jede Kragenweite.
Null Krawattenpflicht.
So kann man lauthals aussprechen: „Alles Gute und herzliche Gratulation, lieber Herr Harald Sicheritz, zum

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(„Muttertag“: eine der vielen DVDs, die Sie im Lesezentrum fechila entlehnen können – um 30 c pro Woche!)

R. T.