Wer liest, kennt mehr als das eigene Leben.
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Hugo Portisch Cecily Corti Helmut Schmidt Janosch John Cleese Maria Graef Monika Gruber Thomas Bernhard

Liebe Leser!

Diese Ausgabe hat eine fechila-Mitarbeiterin verfasst. Doch vorher darf noch – eine brennende Zigarette zwischen den Fingern – Helmut Schmidt zitiert werden. (Siehe 3. Band der oberen Biografien-Reihe!). „Was ich noch sagen wollte“:

Janosch, ein sehr bedeutender (Kinderbuch-)Autor, feierte heuer seinen 85. Geburtstag. (Siehe 4. Band der oberen Biografien-Reihe!). Weltberühmt wurde er u.a. durch sein Bilderbuch „Oh wie schön ist Panama“. (Ach! Hätten doch all die Finanzspekulanten und Steuerhinterzieher dieses Buch genauer gelesen, dann müssten keine der Habgier geschuldeten „Panama papers“ veröffentlicht werden! Worüber hätten sie in den von Janosch publizierten „papers“ lesen können? Über Bescheidenheit und einfaches Glück, über das rechte Maß. Ach! Könnten doch zumindest all die Geld-Haie das Titel gebende Zitat der aktuellen Janosch-Biografie verinnerlichen: „Wer fast nichts braucht, hat alles“.)

Was ich noch sagen wollte: Das 6. Buch der oberen Biografie-Reihe ist noch nicht geschrieben. Dafür verfasste fechila-Mitarbeiterin Maria Graef Rezensionen über Biografien, die sie jüngst für das Lesezentrum angekauft hatte.

Voilà!
Herzliche Grüße! R. T.


Liebe LeserInnen,

maria_graef_circledie folgenden drei kürzlich angekauften Biographien erzählen die Geschichten von ganz unterschiedlichen Menschen. Ich kann Ihnen jede einzelne wärmstens empfehlen.

„Mein Überlebenslauf“ von Eva-Maria Admiral

mai16_9Eva Maria Admiral ist dem einen oder anderen bekannt durch ihr Solo-Theaterstück: „Oskar und die Dame in Rosa“ (Die Geschichte eines krebskranken Jungen). Damit wäre sie vor einigen Jahren auch in Vöcklabruck zu sehen gewesen, wenn sie nicht durch Krankheit verhindert gewesen wäre. Welche Krankheit sie immer wieder an ihre Grenzen bringt, habe ich jetzt in ihrer Autobiographie nachlesen können. Aber das ist noch lange nicht alles. Dieses Leben bietet Stoff für einen Hollywood-Film. Beim Lesen dachte ich mir manchmal: Wie schafft sie es, an ihrem Schicksal nicht zu zerbrechen? Vielmehr wächst sie daran, und deshalb ist das Buch nicht nur packend und erschütternd, sondern auch Mut machend und voller Gefühl. Sie schreibt über sich selbst:

„Meine Eltern wollten keine Kinder mehr… Mein Vater brauchte nur einen Sohn… Obwohl sich meine Mutter während der Schwangerschaft fast zu Tode hungerte, wurde ich trotzdem geboren. Vier Monate zu früh… Alle nachkommenden Kinder wurden abgetrieben… Kein guter Start ins Leben. Internat, Missbrauch, vier Fehlgeburten, fünf Darmoperationen… Mein Bruder erbte ein millionenschweres Imperium. Ich erbte nichts… Ein Nahtoderlebnis… Eine fulminante Karriere… Viele Preise, Erfolge am größten deutschsprachigen Theater… Einen lieben Mann und Gott.“

Eva Maria Admiral erfuhr als Tochter schmerzliche Ablehnung. Eine ganz andere Mutter-Tochter-Geschichte lesen Sie bei:

„All die Jahre“ von Cathy LaGrow

mai16_10Minnie wurde durch eine Vergewaltigung schwanger und gab das Baby zur Adoption frei, weil sie ihm ein besseres Leben wünschte. Doch ihre kleine Tochter geht ihr nicht aus dem Kopf. Geblieben war ihr all die Jahre nur ein Foto. Es vergehen fast 80 Jahre, bevor sich ihre Wege kreuzen und sie ihre geliebte, erste Tochter in die Arme schließen kann, die selbst schon 77 Jahre alt ist. – Cathy LaGrow ist Minnie`s Enkelin. Nachdem sie erst im Jahr 2006 alle bis dahin geheim gehaltenen Teile aus dem Leben ihrer Großmutter erfuhr, entschied sie sich 2012, diese in einer Biografie aufzuschreiben. – Minnie ist eine starke Person, die man schnell ins Herz schließt. Ihre tragische Familiengeschichte geht unter die Haut, ist aufgemacht wie ein Roman, sehr warmherzig und berührt den Leser von der ersten Seite an.

Hatte Eva-Maria Admiral einen schlechten Start im Leben, weil sie als Mädchen zur Welt kam, litt „Der Prediger“ darunter, ein Junge geworden zu sein.

„Der Prediger“

mai16_11Der Autor darf seinen Namen nicht nennen, er lebt anonym – aus Angst, jemand könnte seiner Familie etwas antun. Denn er ist ein Mörder – er stößt seine erste Frau am Hochzeitstag von der Klippe.
In diesem Buch erzählt er die wahren Ereignisse seines Lebens. Millionen sahen den ARD-Fernsehfilm „Der Prediger“, in dem ein Teil dieser Geschichte erzählt wird. Dies ist kein „Buch zum Film“, sondern es greift tiefer. Der Leser erfährt die ganze Wahrheit von der Kindheit bis zum Heute: über eine Suche nach Glück, Verrat, verlorene Liebe, Gewaltphantasien – bis hin zum Mord. Er wird zu lebenslanger Haft verurteilt, 17 Jahre sitzt er im Knast. Auf der Suche nach sich selbst findet er Gott, will Theologie studieren und Pastor werden. Die Kirchenleitung ist strikt dagegen. Aber er wird tatsächlich Seelsorger – obwohl seine eigene Seele im Innersten tief verletzt ist. Ganz frei ist er nie geworden.

Ein Buch, das mehr als nur zum Nachdenken anregt. Es zeigt ein Leben mit allen Facetten. Es erzählt die wahren Ereignisse seines Lebens, seine Gefühle und Beweggründe, die ihn letztlich zu einem Mord trieben. Während des Lesens wird man unzähligen Gefühlen ausgesetzt und mit Fragen konfrontiert: Was treibt Menschen dazu zu morden? Hat wirklich jeder eine zweite Chance verdient? Wie kann man mit so einer Schuld leben? Wie würde ich einem Mörder gegenüberstehen der seine Strafe abgesessen hat?

Wie würde ich eigentlich handeln?…

Herzlich! Graef Maria