juli15_1Neugierige Leserin brutal erschlagen!

Im Juni, kurz vor Schulschluss, rastet ein Lehrer (!) aus. Die Nachbarn (darunter drei Polizisten) wollen davon nichts bemerkt haben.

 

Nein, nein! Solche Schlagzeilen greifen immer zu kurz, und was man in Balkenlettern schreibt, ist oft nur die halbe Wahrheit, alles Schnecken! Beispiel: „Schau in die Krone!“

Liebe Leser!

Nehmen Sie sich bitte jetzt Zeit, und ich kann Ihnen die Sache mit dem Juni-Attentat erklären. Wenn Sie die nun folgende journalistische Aufarbeitung des Geschehens genau studieren, werden Sie feststellen, dass (in vielerlei Hinsicht) ein Lehrer nicht „ausgerastet ist“. Der Tat-verdächtige Pädagoge (Bis dato gilt auch für Angehörige dieser Berufsgruppe noch die Unschuldsvermutung!) hat mir eine Woche nach dem Vorfall gebeichtet, er selber geknickt und ich mit Tränen in den Augen. Wenn Sie nun, liebe Leser, an einer umfassenden und seriösen Berichterstattung interessiert sind, müssen Sie über einige Sachen Bescheid wissen:

Die Sache mit den Schnecken

Na super! Bereits Ende Mai gab es Engpässe in Vöcklamarkts Supermärkten: Das Schneckenkorn konnte man oftmals nur mehr sehr teuer im Kleinhandel erstehen. Heuer ist wieder einmal ein sogenanntes Schneckenjahr. In Ermangelung chemischer Bekämpfungsmittel greift die Bevölkerung zu den verschiedensten, manchmal äußerst kuriosen Methoden (siehe unten!), damit der eigene Salat, falls er denn von den Schnecken nicht komplett weggefressen ist, sondern gerettet, geerntet und verzehrt werden kann, nicht gar so Eiweiß-hältig ist.

kaeferDie Sache mit den Lesezeichen:

Auf den fechila-Lesezeichen ist immer ein Stück Natur abgebildet. Die Fotos (Johanna Templ) sind von derart hoher Qualität, dass man z.B. einen kleinen Schmetterling, der seine Flügel auf so ein Lesezeichen legt, als zum Foto gehörend meint. Diese Assimilation ist auch umgekehrt festzustellen. Jede Ameise, jede Stubenfliege, die auf einem fechila-Lesezeichen rastet, wähnt sich in der Natur.

Die Sache mit dem Lehrer:

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Fritz R. mit schwarzer Sonnenbrille anstatt mit schwarzem Querbalken versehen.

In der Neuen Mittelschule (vormals: Hauptschule) unterrichtete der Pädagoge Fritz R. (Name der Redaktion bekannt) in den Gegenständen Deutsch und Musik. Seinen Schülern war er als „Herr Fachlehrer Reitsperger“ bekannt und überaus beliebt. Seit einiger Zeit ist er im wohlverdienten Ruhestand, während seine Frau Rosemarie als Volksschuldirektorin in der Kanzlei ihren Dienst versieht. (Das macht sie noch bis 10.07.2015, dann geht auch sie in Pension.) Wenn Fritz Reitsperger nicht gerade als Gitarrist auf einer Bühne steht oder im Haushalt Arbeiten verrichtet, nimmt er gern ein gutes Buch zur Hand, geht damit in seinen Garten (Auch die Adresse ist der Redaktion bekannt:  4870, Herrnsteg) und liest.

 

Und jetzt endlich…

die Sache mit dem Attentat:

Es war Anfang Juni dieses Jahres. Frau Rosemarie (OS)R. hatte eine mehrstündige Konferenz in der Volksschule abzuhalten. Fritz R., der pensionierte Pädagoge, bereitete sich also auf einen gemütlichen Nachmittag vor: Liegestuhl in den Garten, Kleider vom Leib reißen, ein aus dem Lesezentrum entliehenes Buch zur Hand und in aller Ruhe lesen.
Nach einigen Seiten dürfte er – nicht etwa durch fade Lektüre, vielmehr und höchstwahrscheinlich durch intensive Haushalt- oder Gitarrespielaktivitäten – von Müdigkeit befallen worden sein. Das Buch sank auf seine blaue Sporthose, er war eingeschlafen. Wegen der darauffolgenden heftigen Vibrationen muss das fechila-Lesezeichen aus dem noch aufgeschlagenen Buch gerüttelt worden sein, und es fiel ins Gras. Die Wiese war trocken, also alles kein Problem. Ein beschauliches und schönes Bild für die Nachbarinnen:  Das Ausrasten eines Lehr(er)körpers!

Währenddessen bereitete sich neben dem schlummernden Fritz R. die Tragödie vor. Eine kleine Nacktschnecke glitt auf die Unterseite des fechila-Lesezeichens und fühlte sich dort sofort wohl. Zum einen hatte sie Schutz vor Sonne und Hitze und zum anderen wähnte sie sich nicht auf der akkurat gemähten Reitsperger-Wiese, sondern (obwohl ja nur Foto) auf einem saftig grünen Blatt. Assimilation! Die Schnecke war Teil des Lesezeichens.

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Arion vulgaris

Es muss allerdings auch angenommen werden, dass die Schnecke wegen fehlender Beschäftigungsmöglichkeiten (Alle Salatpflanzen waren bereits gefressen.) zu lesen beginnen wollte, und es ist durchaus möglich, dass sie gerade auf die andere Seite des Lesezeichens kriechen wollte, um die fechila-Öffnungszeiten zu studieren, da…

Da schreckte Fritz R. aus dem Schlaf. O Gott, schon so spät! Die Volksschulkonferenz sicherlich bald zu Ende! Aus Gründen, die wir natürlich nicht kennen, musste es jetzt schnell gehen. Lesezeichen aufheben und ins Buch stecken, Buch zuklappen, BUMM, aufspringen und ins Haus stürzen.

Ui, da war doch noch was…

Erst einige Zeit später entdeckte der Lehrer mit Schreck den Schneck.
Laut Obduktionsbericht hatte die neugierige Schnecke auf der Seite 203 zu lesen begonnen und konnte bis zu den Seiten 189, bzw. 207 vordringen, also in den Lesestoff richtiggehend eindringen. Prägender Eindruck, den dieses Buch hinterließ.
Auch der Pädogoge und regelmäßige Entlehner des Vöcklataler Lesezentrums versicherte mir später, dass das Buch freilich auch als Waffe, vielmehr aber als gute Literatur tauge.

Welches Buch hatten Fritz Reitsperger (vor dem Wegtreten) und die Schnecke (vor ihrem Ableben) eigentlich gelesen? Es war Donal Ryan’s jüngst erschienener Roman mit dem Titel „Die Sache mit dem Dezember“.

Von diesem irischen Schriftsteller habe ich noch keine einzige Zeile gelesen, kann aber das Buch uneingeschränkt empfehlen, wurde es doch von Fritz Reitsperger als sehr gut befunden, – und der Fritz ist ein profunder Leser.

Hier die Kurzbeschreibung des Diogenes-Verlages:

juli15_6In einer Kleinstadt in Irland soll die Investition eines riesigen Konzerns alle Bewohner zu Millionären machen. Wenn da nicht Johnsey Cunliffe wäre, der seltsame und stille Johnsey, der kaum je ein Wort sagt. Die Farm seiner kürzlich verstorbenen Eltern ist das Kernstück des geplanten Bauprojekts. Gerade als sich ihm das Glück zuwendet, wird Johnsey von allen Seiten unter Druck gesetzt. Er soll verkaufen. Doch genau das will er nicht.
„Die Sache mit dem Dezember“ von Donal Ryan (272 S., 2015)

Übrigens: Falls Sie Donal Ryans Buch entlehnen, weil Sie die Spuren der Leiche zwischen den Seiten 189 und 207 mit eigenen Augen sehen wollen, haben Sie Pech gehabt. Der reumütige Lehrer (i.) R. Fritz hat nämlich seine Tat nicht nur gestanden, sondern sich sofort um (Ent-)Haftung, bzw. auch um Wiedergutmachung bemüht. Fritz Reitsperger wird keinen Sozialdienst antreten (z.B. als Schneckenflüsterer), er hat umgehend ein neues Exemplar von „Die Sache mit dem Dezember“ dem Lesezentrum zukommen lassen (= Kaution…) und wird sich laut Paragraph § MA 2412 der Str.LG.OÖ.LKUF&XY ehestbald, voraussichtlich ab 10.07.2015 mit einer Fußfessel in einem juristisch noch festzulegenden Umkreis bewegen können. – Laut Bescheid wird Fritz R. aber auf jeden Fall eine Fahrt nach Wien genehmigt, hat sich doch bereits das Patentamt für die (Herrnsteg) 17er-Methode der Schneckenbekämpfung interessiert. Ob da der Bücherei-Verband Einspruch erheben wird, steht noch aus. –  Überlegt wird allerdings, ob Anzeige wegen übler Verleumdung erstattet wird – und zwar gegen die „Kronen-Zeitung“, die sich ja immer besonders zu Schulschlusszeiten am Reitsthema „Lehrer“ so geschmacklos und unseriös delektiert. Einige Redakteure halten es anscheinend nicht aus, wenn ein Lehrer einfach einmal „ausrastet“.

 

Liebe Leser,

ich hoffe, ich konnte mit diesen Zeilen einen wichtigen Entlehner des Lesezentrums rehabilitieren, den Ungeist der Krone-Schlagzeilen („Neugierige Leserin brutal erschlagen!“) aufzeigen und somit zur Wahrheitsfindung beitragen. Es ging mir um Aufklärung!
Aufklärung und Schnecken …

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„Nacktschnecken“ (2004, 86 min.) ist ein Film von Michael Glawogger. Der gebürtige Grazer ist 2014 in Monrovia, der Hauptstadt des westafrikanischen Staates Liberia, während seiner Dreharbeiten an Malaria gestorben.

Da fällt mir ganz zwangsläufig der Film „Nacktschnecken“ ein. (einer von ca. 400 Filmen im Bestand des Lesezentrums, entlehnbar um unglaubliche 30 c pro Woche.)

Was der Regisseur zu „Nacktschnecken“ sagt und was der Produzent über diesen Streifen schreibt, können Sie hier lesen:

„Ursprünglich wollte ich diesen Film sogar Gunther Philipp widmen: Eine Sexklamotte. Oder noch besser: Eine Post-Hippie-Sexklamotte.“
– Michael Glawogger

Das Leben dreier Grazer Ex-Studenten abseits vom Universitätsbetrieb. Johann (Raimund Wallisch) jobbt bei der Post und verschickt manchmal anonyme Liebesbriefe an verheiratete Frauen. Max (Michael Ostrowski) träumt von revolutionären Werbeideen, die doch nie verwirklicht werden. Wie Johann hängt auch Max sexuell in der Luft. Außerdem ist er insgeheim in Mao verliebt. Mao (Pia Hierzegger) ist die geborene Checkerin. Eigentlich will sie Filme machen, aber im Moment hält sie sich mit kleinen Drogendeals über Wasser. Schorsch (Georg Friedrich) gehört zu Maos Stammkunden. Ein kleiner Zuhälter, der sich für was Größeres hält. Er bringt Mao auf eine Idee: „A Video, verstehst. Studenten und Studentinnen. So Sex und so. Technisch gor net aufwändig. So wie jeder halt so filmt im Urlaub. Oba schon richtig“

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Das Lesezentrum will Ihnen auch folgenden Hinweis nicht vorenthalten:

„Warnung des Sittenministeriums:  In diesem Film sieht man Menschen, die nicht entsprechend der herkömmlichen Bekleidungsvorschriften gewandet sind – also ohne blaue Sporthose. Nacktschnecken eben…

Herzliche Grüße!
Robert Templ

 

PS 1:
In der kommenden August-Ausgabe der fechila-INFOs werden Bücher besprochen, die sich Fritz Reitsperger möglicherweise nicht so häufig entlehnen wird: Unsere Lesezentrum-Mitarbeiterin Rosi Kübler wird nämlich neu erworbene  Frauenromane vorstellen.  Neugierig sind wir allemal.

PS 2:
Zwei Ferien-Aktionen bietet das Lesezentrum fechila den Kindern: NIMM FÜR 2 WOCHEN!
In den Sommerferien können Kinder alle Bücher, Comics, CD’s und Spiele für jeweils 2 Wochen GRATIS ausleihen. (Ab der dritten Woche ist die sonst gültige Leihgebühr zu entrichten.) – Für alle Kinder und Jugendliche, die die Rückgabefrist von 2 Wochen einhalten steht unser Nimm-2-Glas mit Zuckerl und Bonbons bereit. – Weiters gibt es für jedes ausgeliehene Buch (Comic,…) einen Stempel im Ferienheft und damit die Möglichkeit, schöne Sachpreise zu gewinnen.

LESENACHT IM fechila!
Am 23.07. ist es wieder so weit: Lese-Ralley, Bücher-Schatzsuche, Würstel grillen am Lagerfeuer, Geschichten hören, Bücher lesen, schlafen im Lesezentrum. Unter der bewährten Leitung und fürsorglichen Obhut unserer Andrea Fritsch wird die Lesenacht ein großer „Tag“ für die Kinder. (…zur Veranstaltungsseite)

PS 3:
Fritz Reitsperger tritt als Gitarrist und Austro-Popper auch auf Bühnen auf. Falls Sie sich also noch genauer über die 17er-Methode informieren wollen (vielleicht während einer Konzertpause), wird Ihnen folgende Internet-Adresse behilflich sein:

PS 3:

Fritz Reitsperger tritt als Gitarrist und Austro-Poper auch auf Bühnen auf. Falls Sie sich also noch genauer über die 17er-Methode informieren wollen (vielleicht während einer Konzertpause), wird Ihnen folgende Internet-Adresse behilflich sein: acousticpeople.wordpress.com/gigs