Liebe Leser!

Auf Mörderjagd gehen – das wollte ich in dieser April-Ausgabe. Ich dachte, es wäre wieder einmal an der Zeit, Krimi-Autoren vorzustellen, die quasi als Gärtner das Unkraut der menschlichen Handlungen aufspüren, jagen und jäten.
Tatort. Spurensicherung. Verfolgung. Quietschende Reifen. Schusswechsel. Das unerwartete Auftauchen des Komplizen, der die Waffe…

Da schießt plötzlich die Lesezentrum-Mitarbeiterin Barbara Zehentner auf mich zu (mit ihrem Mountainbike!) und bittet mich, die neu angekauften Gartenbücher in der aktuellen fechila-INFO vorzustellen.

Gute Idee eigentlich: Tatort Garten.
Gerade jetzt, da ja so einiges aus der Erde schießt und viele die Beete umstechen. (Jetzt ist schon wieder was passiert…)

Ich bin nicht „Der geborene Gärtner“. (Das Buch von Alois Brandstetter könnte ich aber wieder einmal lesen.) Wenn ich etwas angebaut habe, dann habe ich etwas verlegt und unwiederbringlich verloren. Wenn ich pflanze, dann sekkiere ich jemanden. (Kommt selten vor.) Wenn am Beginn der Gartensaison meine Frau zu lange in der Samenhandlung gustiert, regt sich in mir ein Gefühl, das man als Eifersucht bezeichnen könnte. Wenn ich im Garten gieße und dünge, müssen mir dabei die Nachbarinnen nicht zusehen. Wenn ich das Sprießende jäte, um das Unkraut freizulegen, kann ich braune Finger vorweisen – aber sicherlich keinen grünen Daumen.
Ich bin nicht „Der geborene Gärtner“, der fechila-Ploberger.

Gut, dass es im Lesezentrum eine ausgewiesene Garten-Spezialistin, eine „Lady in Gummistiefeln“ gibt: Barbara Zehentner. Als leidenschaftliche Staudengärtnerin Farne sie voll ab auf Pfingstrosen, da Funkien ihre Augen. Ich habe sie gebeten, einige Zeilen über sich, über ihre Arbeit und über die aktuellen Gartenbücher (siehe unten!) zu verfassen. Voilà!

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Garteln und Radeln (was halt Leiden schafft: bisserl Kreuzweh)

„Als Garten- und Landschaftsplanerin liegt mir die Gestaltung von Hausgärten sehr am Herzen – bevorzugt mit winterharten Stauden. Da sind nicht die holzigen Sträucher gemeint, sondern Pflanzen, die im Winter einziehen und im Frühjahr wieder erscheinen. Ich fühle mich als Regisseurin in meinem Garten, die das Bühnenbild gestaltet, die Stars betreut und bei Laune hält. Das Bühnenbild ändert sich ständig, die Stars kommen und gehen, und so ist es immer eine Herausforderung, eine gelungene Komposition zu kreieren. Meine Lieblinge unter den Stauden sind Pfingstrosen, Funkien und Farne. Alleine in meinem Garten wachsen 10 verschiedene Sorten Pfingstrosen. Ich liebe meinen Garten. Die Pflege hält sich bei richtiger Planung in Grenzen. Man hat also auch genug Zeit für die Hängematte, natürlich unter zwei großen Bäumen im Schatten, mit einem guten Buch vom fechila, vielleicht auch mit einem der folgenden neu angekauften Gartenbüchern:

  • „Ladys in Gummistiefeln“ von Claudia Lanfranconi
    Ein Gartenbuch über außergewöhnliche Frauen, die ihren grünen Daumen zum Beruf machten und Geschichte schrieben mit ihrer Leidenschaft.
  • „Ein Garten ist niemals fertig“ von Manfred Lucenz und Klaus Bender
    25 Jahre Gartenerfahrung. Alles was man wissen muss, um mit Freude und Erfolg zu gärtnern. Sie haben alle Fehler gemacht und doch immer wieder die Freude erlebt, die Gartenarbeit macht. Wunderschöne Fotos.
  • „Gärtnerseelen“ von Christiane Büch
    Eine Gartengestalterin, die 11 begeisterte Gärtner durchs Jahr begleitet. Schöne Fotos. Und sehr persönliche Geschichten, die anregen, im eigenen Garten Neues auszuprobieren.
  • „Gartengeschichten“ von Eva Demski
    Ein anregendes und kluges Buch über des Menschen liebsten Ort – den Garten. Geschichten, die neben der Kultivierung von Pflanzen auch von der Hege und Pflege des Lebens handeln.
  • „Grünes Glück“ von Beverly Nichols
    Höchst vergnüglich schildert Nichols, wie er in einem Londoner Vorort seinen Garten anlegen will und dabei von Frustration bis zur Begeisterung alles erlebt.
  • „Mitteilungen aus meinem Garten“ von Paula Almqvist
    Sehr witzige Kurzgeschichten, betrachtet mit einem Augenzwinkern auf unsere Leidenschaft – den Garten.
  • „Das Jahr des Gärtners“ von Karel Capek
    Eine Liebeserklärung an den gärtnernden Teil der Menschheit. Witzig ironisch betrachtet Capek die immer wiederkehrenden Arbeiten im Jahr und lässt vor allem die Gewächse Humor und Ironie gedeihen.

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Dass Sie Garten und Bücher genießen können, wünscht Ihnen Barbara Z.

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PS 1: Das neue „Gartenbuch“ der bekannten österreichischen Schriftstellerin Barbara Frischmuth ist ebenfalls bereits entlehnbar. „Der unwiderstehliche Garten“.
(Was uns alles blüht! Auch für eine hingebungsvolle Gärtnerin wie Barbara Frischmuth kommt der Tag, an dem sie beschließt, den Garten zu verkleinern. Während sie halbherzig Beete auflöst, muss sie daran denken, was die moderne Neurobiologie darüber entdeckt hat, wie Pflanzen kommunizieren – untereinander und mit dem Menschen. Trotz guter Vorsätze ertappt sie sich dabei, dass sie wieder Setzlinge kauft. Aber macht ein schmerzender Rücken manchmal nicht glücklicher, als es im Alter bequem zu haben? Man muss sich seiner Sache widmen können, um glücklich zu sein, und dafür bietet der Garten einen perfekten Raum. Wenn Barbara Frischmuth also über die Unwiderstehlichkeit eines Gartens erzählt, lenkt sie unseren Blick auf die Vielfalt des Lebens selbst. „Mir ist klar, dass die Bewohner des Gartens wesentlich besser über mich Bescheid wissen, als ich über sie.“)

PS 2: Auf Mördersuche wollte ich ursprünglich gehen, auf Verbrechensbekämpfung,… Alles Schnecken! Es ist ohnehin bekannt: Der Mörder ist immer der Gärtner (Reinhard Mey).

Herzliche Grüße! R. T.