Lese ich die Überschrift, denke ich unweigerlich daran, dass diese vier Wörter durchaus ein fechila-Motto sein könnten, begnügt sich das Lesezentrum ja nicht mit nur genügend ausgestatteten Bibliotheksräumen, um sich sattsam und selbstzufrieden zurückzulehnen und ein paar Lorbeerblätter zu zupfen, sondern ist durch die vorantreibende „Noch-nicht-ganz-Genug“-Gesinnung im Interesse der vielen Leserinnen und Leser stets um den aktuellsten Medienbestand bemüht, ganz bestimmt aber kommt vielen Menschen nach dem Lesen der Überschrift vielmehr ein bekanntes Lied in Erinnerung, und sie verbinden dieses „Genug ist nicht genug!“ mit dem am 1. Juni 1947 in München geborenen Liedermacher Konstantin Wecker, dessen kurz vor seinem 70. Geburtstag erschienene Biografie „Das ganze schrecklich schöne Leben“ interessante Einblicke gewährt in das Werden und Schaffen und Denken dieses bayerischen Ausnahmekünstlers, der dem Leben, das auch Leiden schafft, mit Leidenschaft begegnet und dessen Lieder nicht auf den Wecker gehen, weil sie nie unberührt lassen und ob ihrer Konstantin’schen Ausdruckskraft ganz naturgemäß an ein in modernen Zeiten wie diesen etwas antiquiertes Wort denken lassen, die Inbrunst, ein von mir wertgeschätzter Ausdruck, ein Begriff, der inbrünstig ausgesprochen und also an unsere Nachkommen weitergegeben werden soll, um ihn nicht der Vergessenheit anheim fallen zu lassen, wenngleich gar nicht so wenige Bewohner der Dreiflüssestadt Passau, hören sie „Inbrunst“, nicht Maß haltend ihre bayerischen Köpfe schütteln und zu lachen beginnen, was natürlich zu Missverständnissen führen und sich dadurch möglicherweise zu einer zwischenstaatlichen Missstimmung zusammenbrauen könnte, würde man nicht um die Ursache ihres Inbrunst-Gelächters wissen, und so sollte man, um Aufklärung bemüht und um nicht bei den liebenswerten Nachbarn Hopfen und Malz verloren zu glauben, sich empathisch in die an der Inn-Mündung stehenden Passauer (ohne -innen!) hineinversetzen, die ein frühsommerliches Weckerleuchten beobachtend das mit (Christa) Kummer prognostizierte meteorologische Nicht-Ereignis, also das Unwetter im Form eines Starkregens erahnen, der dem Inn zu viel Wasser zuführen könnte, vielleicht bereits am Maloja-Pass im Schweizer Engading, wo man den Fluss als Ur-Inn bezeichnet, wo sich also auch dort der Ur-Inn im engen Tal wie in einer Blase anstauen kann, gibt es ja bekanntlich überall so Schauer, und die nun, angesichts der Inkontinenz des Inns, der das Wasser nicht mehr halten kann und der mit dem akzentfreien und flüssigen Ruf „Ich bin so frei, Staat!“ die schöne blaue Donau, absolut nicht dem Reinheitsgebot entsprechend, mit einem Schwall einer durch Blütenstaub und Schlamm bedingten gelblich-brauner Flüssigkeit einfärbt, in ihrer etwas direkten bayerischen Art feststellen: „Der Inn brunzt!“
Mit dem Hinweis auf weitere aktuelle Publikationen über Musiker grüßt Sie – während des Verfassens dieser Zeilen durchaus leidenschaftlich an das Lesezentrum fechila denkend
– R. T. mit Inbrunst.
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