dezember15_1Liebe Leser!

Da
werden gebildete Menschen, d. h. jene, die kraft ihrer Herzensschulung und Menschenbildung sich ein würdevolles Leben auf diesem kleinen Planeten Erde gestalten wollen, sekkiert, tatsächlich bis aufs Blut sekkiert von Politikern und machtgierigen Agitatoren, von selbsternannten Religionsverstehern samt ihren dummdreisten Nachbetern und überdies okkupiert von den Ideologien menschenverachtender Besserwisser und blutleerer Belehrer

dezember15_2Da
heißt sich einer König von Syrien und lässt politische Gegner, aber auch Verwandte (darunter seine zweite Ehefrau Mariamne, einen Sohn, Schwiegermutter und Schwager) töten, und er schreckt nicht davor zurück, in seinem Machtbereich alle Kinder unter zwei Jahren erschlagen zu lassen.

Da
nimmt man allen Mut und alle Kraft zusammen und wehrt sich, muss sich aber eingestehen, dass das eigene Leben und das der Kinder nicht ausreichen würde für den nötigen Widerstand. Ach, so viel Unbill und Ohnmacht der Macht gegenüber!

Da
ist es nicht verwunderlich, wenn eine Familie flüchtet, um ihr Leben, vor allem das Leben ihres Kindes, zu retten. Er, Josef, ein Zimmermann aus Nazaret, sie, eine einfache Magd namens Maria, wählen nicht die Balkan- sondern die Südroute, eine beschwerliche und nicht ungefährliche Flucht nach Ägypten, mit dabei ihr kleiner, munterer Bub, den sie Jesus rufen, wenn dieser ein Stückchen weiter als erlaubt vom Weg abweicht.
Dieser Familie dürfte für einige Zeit im Ankunftsland Asyl gewährt worden sein, zumindest nehme ich das mit gutem Grund an, weil man sich von ihrer Rückkehr in ihre Heimat (selbstverständlich erst, nachdem sie vom Tod des syrischen Königs Herodes erfahren hatte) heute noch erzählt. – Ja, genau, das alles hat sich vor 2000 Jahren abgespielt.
Und doch ist es nicht einfach irgendwann und irgendwo passiert, sondern das passiert immer noch
da, im Hier und Heute,
da bei uns.

[Exkurs: Herodes dürfte tatsächlich ein sehr „striktes Regiment“ geführt haben. Der römische Philosoph Ambrosius Theodosius Macrobius berichtet um 400 n. Chr. in seiner Schrift „Saturnalia“, dass Augustus, als dieser davon gehört hatte, dass Herodes, der König der Juden, alle Knaben in Syrien unter dem Alter von 2 Jahren töten ließ und dabei auch sein eigener Sohn umgebracht worden sei, kundtat:
„Bei Herodes ist es besser, sein Schwein (hyn) zu sein als sein Sohn (hyión).“]

Während ich mir noch über die Flucht nach Ägypten (siehe auch Mt 2,13 f) und über die Flucht nach Europa (siehe aktuelle Medienberichte) Gedanken mache, um sie in diese Dezember-Ausgabe der fechila-INFO einfließen zu lassen, erreicht mich das Mail einer Lesezentrum-Mitarbeiterin. Hannelore Stöckl, eine ausgewiesene Expertin in Flüchtlingsangelegenheiten und überaus engagierte Deutsch-Lehrerin im sog. Asylantenhaus, schreibt mir ganz euphorisch von einem Buch, und ich möge es dringend in der fechila-INFO präsentieren und empfehlen.

Es handelt sich um den Roman „Sommer unter schwarzen Flügeln“ von Peer Martin. Hier ein paar Zeilen aus dem Mail von Hannelore (die zu einer Veröffentlichung ihr OK gab):

hannelore_stoeckl_cirlce„[…] Es ist zwar ein Buch für „Junge Erwachsene“, aber absolut für jedermann/frau empfehlenswert. Ein literarisches Meisterwerk ( perfektes Kopfkino!) und angesichts der aktuellen Flüchtlingsproblematik gewährt es einen Blick hinter die aktuellen Schlagzeilen.
Ich habe selten so ein spannendes , informatives und emotional berührendes Buch gelesen.“

 

Und hier die Buchbeschreibung des Verlages:

dezember15_4Ein Buch, das die Augen öffnet: verstörend, poetisch, engagiert.
Nuri kommt aus Syrien und lebt im Asylbewerberheim. Calvin wohnt nur wenige Häuser weiter und ist Mitglied einer rechten Jugendgang. Als sie sich kennenlernen, erzählt Nuri ihm von ihrem Heimatdorf am Rand der Wüste und von dessen Schönheit. Doch dann kamen die Schwingen des Bösen und legten sich über das ganze Land. Je mehr Calvin über das Mädchen mit den dunklen Augen erfährt, desto mehr verliebt er sich in sie. Calvin möchte seine Gang verlassen – doch so einfach entkommt er seinen alten Freunden nicht.
Eine ergreifende Liebesgeschichte inmitten sozialer Konflikte, voller Poesie und Schönheit. Ein schmerzhaft ehrliches Gesellschaftsporträt mit einer „Romeo und Julia“-Geschichte eigener Art.
(„Sommer unter schwarzen Flügeln“ von Peer Martin,
Verlag Oetinger, Febr. 2015, 496 S.)

Dieser Roman von Peer Martin ist nicht nur von Hannelore Stöckl, sondern von vielen Lese-Foren und Literatur-Plattformen begeistert rezensiert, deshalb auch oft entliehen. Denken Sie an die Möglichkeit, dass man alle Medien, somit auch „Sommer unter schwarzen Flügeln“ reservieren (lassen) kann.

Liebe Leser,
falls Sie jemanden kennen, der (so wie ich, so wie Sie und so wie so) einen Fluchtpunkt braucht, schleppern Sie ihn ins Lesezentrum. Hier wird eine Willkommenskultur gepflegt wie sie im Buche steht. Jedem Leser, also jedem interessierten Zeitgenossen wird im fechila auf der Stelle und bereitwillig Asyl gewährt – und zwar zu folgenden

Öffnungszeiten:
DI 14 – 18 Uhr, FR 9 – 12 Uhr und 14 – 18:30 Uhr,
SA 9 – 11 Uhr, SO 8:45 – 11:15 Uhr

Besinnliche Adventfeiern rund um die Herbergssuche und einen friedvollen Jahresausklang
wünscht Robert Templ