Also wirklich, ich bin von so vielen
Rindviechern umgeben – und trotzdem…

Liebe Leser!

Hanslalm, Gemeinde Rosenau am Hengstpass

Hanslalm, Gemeinde Rosenau am Hengstpass

Nach dem ersten Schneefall in den Gebirgsregionen ist man, da die sonst so vertrauten Wanderwege verschneit sind, wieder ein Suchender, ein durch eine in eine andere Zustandsform gebrachte Gegend Stapfender, dem es wegen der Watte-gestopften Stille nicht nur unter den Füßen sondern auch im Hirn und im Herzen knirscht, weil er sich als Pionier, der die erste Spur in das unberührte, fremd erscheinende Weiß zieht, denken darf, als
Expeditionsleiter eines in gewisser Hinsicht noch unerforschten Landes, einer Gegend, die, obwohl man sie wie seine Westentasche zu kennen meint, sich letztlich nur als scheinbar bekannte entpuppt, überrascht diese doch immer mit Unerwartetem, mit neuen Entdeckungen, sodass naturgemäß der Gedanke aufkommt, dass man als Wanderer stets ein Allesforscher ist, und in diesen Gedanken und schier im Schnee versunken erreiche ich mit den Tourenski die auf 1199m Seehöhe gelegene Hanslalm, eine der zahlreichen, von mir sehr oft und gerne besuchten Hengstpass-Almen, einfachste Behausungen für die Senner, die Vieh-hüter, die sogenannten Halter, wie der Werner Rainer einer ist, der mit seiner Frau Christl eben diese Hanslalm, an die ich meine Tourenski lehne, bewirtschaftet, der Werner, der bei jeder Witterung die (sehr) kurze Lederhose trägt, ein Leder aber nicht an seine Füße lässt, also ausschließlich barfuß unterwegs ist, selbst wenn er in der Morgendämmerung aufsteigt, um die Viecher zu suchen und zu betreuen, seine 129 Rinder, als „Koima“ bezeichnetes Jungvieh, der alte Werner, an den ich, während ich die Steigfelle von den Ski reiße und im Rucksack verstaue, denke und mich dabei an ein Gespräch mit ihm erinnere, das wir im September letzten Jahres auf den Weideflächen der Hanslalm führten, wo ich mir an diesem wolkenlosen Nachmittag dachte, du lieber Himmel, da stehe ich unter lauter Rindviechern, die mir also wirklich nichts Neues sagen können, weil sie ja immer nur alles wiederkäuen, und dann erzählt mir der Rainer-Halter, nachdem wir übers Wetter und das gemeinsame Singen und Musizieren mit seiner Frau („Rainer Zwoagsang“ googeln!) gesprochen haben, etwas, das ich überhaupt nicht erwartet hätte, eine mir noch unerforschte Seite seines Lebens, als nämlich der Werner Rainer mir auf meine Frage, wie er denn nach diesem Almsommer überwintern, also wie er sich heuer den Winter über beschäftigen wird, und ich mich gleich auf eine Aufzählung diverser Arbeiten einstellte, mir zur Antwort gab, dass er sich auf Lektüre, vor allem auf das Fertiglesen des Buches „Mönch und Krieger“ freue, das Buch von Konstantin Wecker, das immer wieder eigene Gedanken ermögliche, geschrieben von einem, Robert, der schon so vieles im Leben gesucht und versucht und erforscht hat, von einem, Robert, der alles andere als ein Bloßfüßiger ist, sagte er schließlich noch, bevor er nach einem guten Händedruck wieder zu den Rindviechern, den „Koima“, seinen „Mendschern“, wie er sie nennt, ging, mit nackten Füßen, die meinen in den kalten Skischuhen, denke ich, während ich das Wecker-Lied „Inwändig warm“ vor mich hinsumme und der Tee aus der Thermoskanne sein übriges tut tut tut tut tut tut tut tut tuuuuuuuuuuuuuuut (Wecker!)

„Den Süchtigen versucht das Unbekannte.“ (… aus einem Gedicht von Konstantin Wecker, siehe: „Mönch und Krieger“, S. 283)

 

„Zwei Seelen wohnen, ach! In meiner Brust,
Die eine will sich von der andern trennen;
Die eine hält in derber Liebeslust
Sich an die Welt mit klammernden Organen;
Die andre hebt gewaltsam sich vom Dust
Zu den Gefilden hoher Ahnen.“
(Goethe, Faust I, Vers 1112 – 1117)

jaenner15_02Schnee verändert, man ist Allesforscher. Vertraute Wege erscheinen fremd. Man sucht.- „Schnee“ hat auch den Künstler Konstantin Wecker verändert. Der nicht so vertraute Weg ins Gefängnis war die Folge seiner Sucht. Der kalte Entzug vom „Schnee“ in der Zelle brachte ihn auf einen spirituellen Pfad. Die Entdeckung des Mönches in ihm – von einem „Krieger“, der nie genug kriegen kann. Der nicht mehr ganz so junge Konstantin Wecker ist nach wie vor einer, der intensiv sucht, der alles („Genug ist nicht genug“) erforschen will.
LZ-Mitarbeiterin Hannelore Stöckl hat mir Gedanken zum Buch „Mönch und Krieger“ von Konstantin Wecker gemailt.
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„Wer die Bücher von Erich Fromm, Eugen Drewer-mann und Jean Ziegler schätzt, der wird auch „Mönch und Krieger“ von Konstantin Wecker gerne lesen und mit Interesse dabeisein „Auf der Suche nach einer Welt, die es noch nicht gibt“. Und alle, für die es wichtig und notwendig ist, so manche (scheinbar unumstößliche) Glaubenssätze – gleichwohl ob religiöser, politischer oder ökologischer Natur – zu hinterfragen, werden K. Wecker in vielem recht geben und sein Buch lieben. Als Anstoß zum Nachdenken und als Diskussionsgrundlage ist es absolut empfehlenswert!“ – Hannelore Stöckl

 

„Mit Eifer hab ich mich der Studien beflissen;
Zwar weiß ich viel, doch möcht ich alles wissen.“
(Goethe, Faust I, Vers 600 – 601)

jaenner15_03Der „Schnee“ hat den Konstantin Wecker ausrutschen und nach einem neuen gangbaren Weg suchen lassen. Etwas dramatischer erging es dem Protagonisten des Romans „Der Allesforscher“ von Heinrich Steinfest. Der Brocken eines explodierenden Wals trifft ihn am Kopf, – und wirft ihn zugleich aus der Bahn. Dieser skurrile Unfall löst eine Kette von Ereignissen aus, und als Leser hat man allerhand zu forschen in der Biografie des Sixten Braun. Heinrich Steinfest schreibt so, dass man alles wissen möchte.
LZ-Mitarbeiter Walter Fritsch hat nach der Lektüre des Romans (berechtigt!) ausgerufen: „…das Buch des Jahres!“ Ich bat ihn um eine KURZ-Rezension.
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„KURZ etwas zum „Allesforscher“ zu schreiben fällt mir schwer, weil schließlich geht’s ja um ALLES. Ein explodierender Wal in Tainan (den gab’s wirklich!). Eine große Liebe, die der Vernunft geopfert wird. Ein folgenschwerer Flugzeugabsturz. Eine vernünftige, aber unglückliche Ehe, die aber nicht lange hält. Die Frage nach Glück und Zufriedenheit. (Sind gutverdienende Manager zwangsweise auch glücklicher, als Bademeister?) Und schließlich ein Kind, unerwartete Vaterschaft und jede Menge Entwicklung… KURZUM: ziemlich handfest, der Steinfest, und alles andere als langweilig!“ – Walter Fritsch

 

„Habe nun, ach! Philosophie,
Juristerei und Medizin,
Und leider auch Theologie!
Durchaus studiert, mit heißem Bemühn.
Da steh ich nun, ich armer Tor!
Und bin so klug als wie zuvor.“
(Goethe, Faust I, Vers 354 – 359)

jaenner15_04Das Streben nach Erkenntnis, die Begierde, möglichst alles zu wissen – also die Sucht eines Allesforschers – prägte auch die Biografie des Athanasius Kircher, der zu einer Zeit lebte, da die universale (Allgemein-)Bildung noch nicht zu einer schnöden Ausbildung verkommen ist, die nur die wirtschaftliche Optimierung im Auge hat.
Wenn Sie mehr über „Das Leben des exzentrischen Genies Athanasius Kircher“ wissen wollen, lesen Sie die nachfolgende Produktbeschreibung des berlin-Verlages, bzw. das Buch von John Glassie.

 

Athanasius Kircher

John Glassie erzählt die abenteuerliche Geschichte des Athanasius Kircher, dem Sohn eines Dorflehrers aus der Röhn, der es im 17. Jahrhundert zum Mathematikprofessor brachte, dann zum bedeutendsten Gelehrten des Vatikan und schließlich zum bekanntesten Wissenschaftler seiner Zeit. Und der entweder ein großes Genie oder ein liebenswerter Spinner war. Oder womöglich sogar beides?

Kirchers Neugier kannte keine Grenzen: Er war Erfinder, Biologe, Ägyptologe, Mediziner, Astronom, Musikwissenschaftler, Archäologe, Geograph und Autor von über 40 umfangreichen wissenschaftlichen Werken. Zur Überprüfung seiner Vulkanismus-Theorie ließ er sich in den Krater des Vesuv abseilen, und er war der Erste, der Krankheiten wie die Pest auf Mikroorganismen zurückführte. Sein Museum Kircherianum in Rom ist eine barocke Wunderkammer, die sprechende Statuen, einen Vorläufer des Filmprojektors, den Schwanz einer Meerjungfrau, einen Stein des Turms von Babel und ein „Perpetuum Mobile“ enthielt. In ganz Europa eine Koryphäe, verkehrte Kircher mit Päpsten und korrespondierte mit den großen Meistern des Barock. Doch mit den Vorboten der Aufklärung begann sein Stern zu sinken …
Hochunterhaltsam erzählt John Glassie vom kühnen Leben eines fehlbaren Genies. Seine unbezähmbare Neugier und sein Streben nach Ruhm ließen Kircher zur Verkörperung des Wissensstands seiner Zeit werden und machten ihn, wie die Stanford-Professorin Paula Findlen formulierte, zum „letzten Mann, der alles wusste“.

Was Sie noch wissen sollten:
Das Lesezentrum fechila hat 16 Stunden pro Woche für Sie offen:
DI 14 – 18 Uhr
FR 9 – 12 Uhr und 14 – 18:30 Uhr
SA 9 – 11 Uhr
SO 8:45 – 11:15 Uhr

Für den Verfasser dieser monatlich erscheinenden fechila-INFOs stellt sich immer die Frage: Welche Bücher soll ich vorstellen oder gar empfehlen? Berücksichtige ich meine Vorlieben? Treffe ich den Geschmack der Leser?
Das ist vielleicht alles nicht so wesentlich. Wichtig ist, dass man vermittelt bekommt, welch aktuelles und vielfältiges Angebot das Lesezentrum zu bieten hat. fechila hat ein breites Spektrum.

Entlehngebühren (pro Woche):
Kinder ……………… 15 Cent
Erwachsene …….. 30 Cent
Spiele ………………. 40 Cent

Großartig: Im Jahr 2014 sind über 900 aktuelle Medien in den Bestand des Lesezentrums fechila aufgenommen worden. (Romane, Sachbücher, Kinder- und Jugendbücher, Bilderbücher, DVDs, Zeitschriften, Hörbücher, CDs, Spiele).

Interessante (Neu-)Erscheinungen entdecken Sie im Sachbuch-Bereich „Naturwissenschaften“.

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William Bynum: „Die kürzeste Geschichte der Wissenschaft“, Lewis Dartnell: „Das Handbuch für den Neustart der Welt. Alles, was man wissen muss, wenn nichts mehr geht“, Robert R. Provine: „Ein seltsames Wesen. Warum wir gähnen, rülpsen, niesen und andere komische Dinge tun“, Christian Mähr: „Von Alkohol bis Zucker. 12 Substanzen, die die Welt veränderten“, Werner Gruber: Unglaublich einfach. Einfach unglaublich. Überleben mit Physik“

Möglicherweise höchster (olympischer) Wissensstand:
„Ich weiß, dass ich nichts weiß.“
Dieser Satz wird dem griechischen Philosophen Sokrates zugeschrieben. Der Mann hat allerdings (im Jahre 399 v. Chr.) den sog. Schierlingsbecher zu sich genommen, der damals wie heute ein tödliches Vergiften bei vollem Bewusstsein garantiert. Ach, bei allen Göttern (im Olymp), da weiß man eh was, und dann drauf ein Schierlingsbecher… Lieber einen Riesling-Becher oder einen Weißburgunder zur Brust nehmen,

meint LZ-Mitarbeiter Robert Templ